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Manipulation – das Spiel mit dem Feuer

Aus gegebenem Anlass widme ich mich in dieser Ausgabe dem Thema der Manipulation von Fahrerkartendaten. Vor wenigen Tagen wurden wir gebeten, mit unserem Fachwissen bei der Auswertung eines manipulierten Fahrerkartendatensatzes zu unterstützen. Auf dem betreffenden Fahrerkartendatensatz schienen keine Fahraktivitäten auf. Die Piktogramm- sowie die Geschwindigkeitsaufzeichnungen brachten jedoch Licht ins Dunkel.

In besagtem Fall wurde im Fahrzeug ein Gerät gefunden, das über USB mit der Schnittstelle des OBDII verbunden werden konnte. Tests durch die Inspektoren zeigten, dass der Fahrtenschreiber bei verbundenem Gerät während der Fahrt Ruhezeiten protokollierte. Sobald die Verbindung mit dem Gerät wieder getrennt wurde, arbeitete der Fahrtenschreiber wieder ordnungsgemäß.

Früher wurde zur Manipulation des Fahrtenschreibers ein Magnet oder ein „Pulsar“ verwendet oder es wurden Fahrerkarten ausgetauscht – eine Praxis, die übrigens heute noch Anwendung findet. Da die neue Kontrollgerätegeneration derartigen Missbrauch möglichst verhindern soll, werden auch die Betrüger findiger und arbeiten mit immer größerer technischer Raffinesse und hoher krimineller Energie. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass auch die harte Nuss des „Smart Tacho 2“ irgendwie zu knacken sein wird.

Bedauerlicherweise fügen die schwarzen Schafe, die derartige Manipulationen vornehmen, dem Image der gesamten Branche großen Schaden zu. Zudem gefährden sie die Sicherheit auf der Straße enorm. Nicht nur, weil die Fahrer ohne Einhaltung der vorgeschriebenen Ruhezeiten meist stark übermüdet auf der Straße unterwegs sind, sondern auch, weil bestimmte Manipulationen die Sicherheitssysteme der LKWs beeinträchtigen.

In diesem Zusammenhang werden übrigens auch Frachtpapiere oft abgeändert bzw. gefälscht.

Derartigen Betrügereien auf die Schliche zu kommen, stellt für die Kontrollbehörden eine große Herausforderung dar. Analysesoftware, akribische Detektivarbeit und ein großer Erfahrungsschatz sind bei Straßenkontrollen nötig, um den Manipulanten Paroli bieten und das Handwerk legen zu können.

Die Fahrer und/oder Unternehmer, die solchen Betrugsmaschen frönen, sind sich oft nicht bewusst, auf welch dünnem Eis sie sich bewegen. Denn wird der Betrug einmal entlarvt, sind die Konsequenzen horrend: Gegen die Verantwortlichen wird Anzeige erstattet, die Fahrzeuge des Transportunternehmens werden sichergestellt und von einem Sachverständigen ausgewertet. Bei Verwicklung in einen Unfall stellt sich die Frage, wie die Versicherung reagieren wird. Fortlaufende Betriebsprüfungen und steuerrechtliche Konsequenzen sind weitere Folgen.

Fazit: Ehrlich währt am längsten! Dieser Leitspruch gilt immer noch. Der Schlüssel zum Erfolg liegt im fundierten Fachwissen und einer korrekten Kontrollgerätelösung, nicht in der „Umgehung“ der gesetzlichen Vorgaben.

Wenn Sie Fragen zu diesem oder ähnlichen Themen haben und Unterstützung benötigen, stehen wir Ihnen gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. Kontaktieren Sie uns für ein unverbindliches Gespräch. Wir freuen uns auf Sie!